Professor Hartmut Höll

Lehrbeauftragter (Lecturer)
Liedgestaltung
Fachgruppe 3: Gesang (Voice Department)
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Prof. Hartmut Höll

Klangsinn, Sensibilität und das Vermögen, "hinter" den Tönen zu denken, Atmosphäre zu schaffen, Empfindungen im timbrierten Klang unmittelbar erleben zu lassen, zeichnen das Spiel Hartmut Hölls aus. Seit Jahrzehnten gehört er zu den gefragten Klavierpartnern. Dabei weiß er um den Wert kammermusikalischer Zusammenarbeit und ist klug genug, langjährige Partnerschaften zu pflegen. 

Großzügig gefördert als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes, studierte Hartmut Höll zunächst in Stuttgart bei Paul Buck und Konrad Richter, empfing entscheidende Impulse aber auch in der privaten Zusammenarbeit mit Leonard Hokanson. Von 1982 bis 1992 war er Partner von Dietrich Fischer-Dieskau. Liederabende bei den Salzburger Festspielen, den Festivals von Edinburgh, Florenz, München, Berlin und Toyko sowie in der New Yorker Carnegie Hall begründeten die viel gerühmte Zusammenarbeit.

Seit mehr nun als zwei Jahrzehnten begleitet er Renée Fleming bei Konzerten in Europa, Australien, Asien und den USA. Für ihn ist sie die Sängerin unserer globalisierten Welt, und mit Bewunderung erlebt er mit, wie diese einzigartige Sängerin es versteht, mit einem breiten Repertoire an Werken aus vier Jahrhunderten Menschen unterschiedlicher Kulturen in aller Welt anzusprechen und für Musik zu begeistern.

Über vier Jahrzehnte ist er im Liedduo der Sängerin Mitsuko Shirai verbunden. Beide haben mit weltweiten Konzerten und CDs Maßstäbe der Liedinterpretation gesetzt.
»Peter Pears - Benjamin Britten, Pierre Bernac - Francis Poulenc: In our own day, Mitsuko Shirai and Hartmut Höll have achieved a comparable artistry.«
The Audiophile Voice, USA.
Für Mitsuko Shrai und Hartmut Höll war Liedkunst von Anbeginn  an immer Kammermusik, So schufen sie 1973 den Begriff Liedduo, der heute weithin verwendet wird.

Hartmut Hölls Sängerpartner:innen sind oder waren auch Christoph Prégardien, Thomas Hampson, Stella Doufexis, Wolfgang Holzmair, Christiane Libor, Christian Elsner, Roman Trekel, Urszula Kryger, Jadwiga Rappé, Changyong Liao, Zheng Zhou, Josef Protschka, Yvonne Naef, Jochen Kowalski, Hermann Prey, Peter Schreier. Darüber hinaus gilt Hartmut Hölls besonderes Interesse auch der jungen Generation: der Sopranistin Theresa Pilsl, der Mezzosopranistin Yajie Zhang, dem Tenor Ilker Arcayürek, dem Bariton Aeneas Humm. Sein Kammermusikpartner:innen waren Tabea Zimmermann, Eduard Brunner, Jörg Widmann, Gervase de Peyer, Sabine Meyer und viele andere. 

Etwa sechzig CD-Produktionen (mit Mitsuko Shirai, Dietrich Fischer-Dieskau, Tabea Zimmermann, Sabine Meyer, Urszula Kryger, Jadwiga Rappé, Josef Protschka, Roman Trekel und Leila Pfister) liegen vor (Capriccio, Decca, EMI, Erato, Claves, MDG, BayerRecords). Sie repräsentieren ein überaus vielfältiges und breit gestreutes Repertoire, und viele dieser Einspielungen wurden international ausgezeichnet (Diapason d’Or, Preis der Deutschen Schallplattenkritik und andere). 

Als Professor an der Hochschule für Musik Karlsruhe ist Hartmut Höll nach früheren Professuren in Frankfurt und Köln der jungen Künstlergeneration eng verbunden. Absolvent:innen seiner Lehre führen heute als Professor:innen Tradition weiter – in Salzburg, Wien, Paris, Freiburg, Erfurt, Manila, Montevideo und an vielen anderen Orten der Welt. 

1998/1999 war Hartmut Höll Gastprofessor in Helsinki, von 1994 bis 2003 Gastprofessor an der Universität Mozarteum Salzburg; beinahe zehn Jahre lehrte er Liedgestaltung auch an der Zürcher Hochschule der Künste in der Nachfolge von Irwin Gage. Von 2007 bis 2022 war Hartmut Höll als Rektor für die Hochschule für Musik Karlsruhe verantwortlich. CampusOne –Schloss Gottesaue, eines der schönsten Hochschulareale Europas, wurde unter seiner Leitung geschaffen, und die Hochschule genießt heute national und international großes Renommee. 

Meisterklassen für Lied gab Hartmut Höll in Finnland (alljährlich in Savonlinna), beim Internationalen Musikseminar Weimar, beim Schleswig-Holstein Musikfestival, bei der Sommerakademie des Mozarteums Salzburg, in Jerusalem, Kairo und in den USA. Alljährlich lehrt Hartmut Höll am Shanghai Conservatory of Music, und seit 2019 ist er Dozent in Renée Flemings SongStudio an der Carnegie Hall New York. 

1990 erhielt Hartmut Höll den Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau. Er ist Ehrenmitglied der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau. Als Juror bzw. Juryvorsitzender wurde er zum Naumburg Competition New York, zum Robert-Schumann-Wettbewerb Zwickau, zum PianoVoce Moskau, wiederholt zum Boulanger-Wettbewerb Paris, zum Internationalen ARD-Musikwettbewerb München und 2022 zum Concours musical international de Montréal eingeladen. 

Von 1985 bis 2007 war Hartmut Höll künstlerischer Leiter der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie für Gesang • Dichtung • Liedkunst e. V. Stuttgart, die unter seiner Leitung eine exemplarische kulturelle Arbeit leistete: Der Internationale Hugo-Wolf-Wettbewerb wurde in Stuttgart etabliert; Themen von bedeutenden Konzertserien waren unter anderem 1988 »Eduard Mörike«, 1990 »Deutschlande«, 1992/93 unter der Schirmherrschaft von Simone Veil »Europa im Aufbruch – Menschen • Metropolen • Wanderungen«, 1997 die Gesamtaufführung der von Schubert selbst für die Veröffentlichung vorgesehenen 108 Werkgruppen, 1998 »Naturlaut / Menschenlaut« mit einer Einladung in die Kulturhauptstadt Europas Weimar, 2002 eine musikalisch-literarisch-filmische »Donaureise«. Diese Arbeit fand weit über die Landesgrenzen hinaus Beachtung und führte zu Einladungen ans Lincoln Center New York und in den Louvre Paris. 

2012 erschien »WortMusik« im Staccato-Verlag Düsseldorf, ein Buch, in dem Hartmut Höll seine Erfahrungen, seinen Umgang mit Lied schildert, zudem ein Buch voll persönlicher Erinnerungen.
»Es ist ein mutiges und sensibles, ein kritisches, aber nie besserwisserisches, ein frei schweifendes und doch präzises Buch«. OPERNWELT

Zusammen mit dem Präsidenten des Shanghai Conservatory of Music editierte Hartmut Höll chinesische Kunstlieder, die von chinesischen Komponisten seit 1920 unter europäischem Einfluss, aber mit chinesischem Idiom und in der Vertonung von Gedichten aus einer tausendjährigen Tradition geschaffen wurde. Erschienen ist diese Edition bei Breitkopf & Härtel.

Aus der Presse:

»(Renée Fleming) wurde von dem überragenden Pianisten Hartmut Höll begleitet. Wie er den jeweiligen Tonfall dieser unterschiedlichen Kompositionen traf und die Spannung selbst im langsamsten Tempo zu halten verstand, ist absolut verehrungswürdig. Jede seiner tief empfundenen Pausen war eine Offenbarung, sein Mut zum künstlerischen Risiko müsste allen Musikern Ansporn sein, ihm nachzueifern.«
DER TAGESSPIEGEL nach einem Recital in der Deutschen Oper Berlin

»Above all, she (Renée Fleming) enjoyed the advantage of working with the superb pianist Hartmut Höll – emphatically a partner, not an accompanist.«
THE FINANCIAL TIMES nach einem Recital in der Carnegie Hall

Hartmut Höll zaubert am Klavier: Mit Hartmut Höll hat sich Renée Fleming einen sehr versierten Liedbegleiter ausgesucht. Was der langjährige Klavierpartner von Dietrich Fischer-Dieskau am Klavier zaubert, ist schlichtweg atemberaubend. Mühelos gelingt ihm die nicht immer einfache Balance zwischen feinfühligem Begleiten und selbstständiger Interpretation. Welche Farben und Schattierungen er aus dem Klavierpart herausholt, welche Geschichten er unter dem Gesangspart noch zusätzlich erzählt, das kann zu Tränen rühren – zum Beispiel der Schluss des Liederzyklus' "Frauenliebe und Leben", der dem Klavier vorbehalten ist.
NDR Kultur